KWW-Praxisblick

KWW-Praxisblick: Dänemark

Ein (Praxis -) Blick über die Landesgrenzen: 50% der Haushalte in Dänemark werden mit Fernwärme versorgt, die in vielen Fällen schon aus erneuerbarer Energie stammt. Wir können uns einiges von unserem Nachbarland abgucken. Ein Experte aus dem Kompetenzzentrum Kommunale Wärmewende (KWW) war gemeinsam mit Akteuren aus Kommunen und Mitglieder des „Co-Lab KWP“ der dena vor Ort.

Kraftwerke wie Zahnräder im Uhrwerk: Ein Blick nach Dänemark
Dänemark ist Vorbild für erfolgreiche Wärmeplanung: Nach zwei Wirtschaftskrisen in den 1970er     Jahren sollten Ölimporte reduziert werden. Mitte der 80er standen die Wärmepläne der Kommunen und heute, 4o Jahre später, werden über 50% der Haushalte in Dänemark mit Fernwärme versorgt, die in vielen Fällen schon aus erneuerbarer Energie stammt. Wir können uns also einiges von unserem Nachbarland abgucken: Aus diesem Grund war ein Experte aus dem Kompetenzzentrum Kommunale Wärmewende (KWW) gemeinsam mit Akteuren aus Kommunen und Mitglieder des „Co-Lab KWP“ der dena zu Besuch in Dänemark. Wie Energieversorger, Kommunen und Politik ineinandergreifen und so ein sehr effizientes Wärmenetz etablieren, konnte die Reisegruppe bei ihrer Rundreise 2023 im Austausch direkt erfahren. Technisch sind die Kraftwerke besonders ausgeklügelt: In den Kombikraftwerken vereinen sich mehrere Verfahren für die Energieerzeugung, sodass sie erneuerbare Energien wetter- und auch standortbasiert einsetzen können.


Wärmeversorgung aus einer riesigen Thermoskanne
Wind, Solar, Wärmepumpe und Holzverbrennung: Verschiedene Methoden der Energieerzeugung wechseln sich beispielsweise in einer Kraft-Wärme-Kopplungsanlage ab. In dieser speziellen Form eines Kraftwerks greifen mehrere Mechanismen, die situativ eingestellt werden. In überdimensionalen Thermoskannen oder unterirdischen, mit Deckel isolierten Wärmegrubenspeichern wird die Wärme über Tage und im Extremfall bis zu mehreren Monaten gespeichert. Die Wärmeversorgung ist so immer gesichert, während die mit der Wärmeerzeugung gekoppelte Stromversorgung an den kurzfristigen Strombedarf und die zum Teil stark schwankenden Strompreise angepasst werden kann. Und zur Not greift man doch auf Gas zurück, in Zukunft auf nachhaltiges Biogas. Die Wärme wird über gut isolierte Fernwärmerohre in die Haushalte geleitet.


Aus der Krise wächst die Chance
Dänemark suchte schon 1976 und 1979 neue Weg in der Wärmeversorgung. Anlass waren die starken wirtschaftlichen Rezessionen aufgrund der Ölimporte: Ende 1979 kam das erste Gesetz zur Kommunalen Wärmeplanung (KWP). Innerhalb von fünf Jahren arbeiteten die Vertretenden der Kommunen Pläne für die zukünftigen Wärmenetze aus, die dann mithilfe sehr günstiger Kredite umgesetzt wurden. Der Fokus lag dabei auf diverseren Möglichkeiten der Wärmerzeugung bei langfristiger Minimierung der Kosten. Regional und saisonal war damals schon Programm. Wärmenetze sorgen für eine effiziente Abdeckung der Haushalte. Während Anfang der 70er Jahre noch 20 % der Haushalte mit Fernwärme versorgt wurden, sind es mittlerweile über 50%. Kopenhagen beispielsweise wird fast komplett mit Fernwärme versorgt. Der allgemeine Pragmatismus in der Wärmeplanung war hilfreich für die Akzeptanz in der Bevölkerung: Zum Beispiel gab es praktisch keinen Anschlusszwang - der Anschluss an das Fernwärmenetz ist in den meisten Fällen signifikant kostengünstiger als alle anderen Alternativen.


Was steckt hinter einem guten Plan? Das nötige Wissen.
Dieser Erfolg basiert auch auf einem Wissensaustausch und guter Koordination zwischen Kommunen sowie Gas- und Fernwärmeunternehmen. Neben einem Technologiekatalog wurden auch Weiterbildungen für die Verwendung des Katalogs entwickelt. Fernwärmeversorgende bekamen die Möglichkeit, sehr attraktive Kredite in Anspruch zu nehmen (KommuneKredit). KWPs werden zukünftig in Dänemark alle fünf Jahre von den Gemeinden und Kommunen an neue Entwicklungen angepasst: Das Vorgehen bei der Versorgung ist dabei so unterschiedlich wie die Region selbst. Zwar hat Fernwärme Vorrang, aber eben nur, wenn es auch die realisierbarste Lösung ist.

Ausblick für Deutschland
Dänemark zeigt, wie es funktionieren kann und hinterlässt Fragen, wie wir in Deutschland mit der Situation umgehen: Welche Ressourcen haben wir, um eine ähnliche Wärmeplanung auch in Deutschland umzusetzen? Klar ist: Am Anfang stand das Netzwerk, die Wissensvermittlung und die richtige Kommunikation mit der Öffentlichkeit. Auch der Grat, zwischen Stadtwerken und Kommunen angemessene Kompromisse zu finden, ist schmal. Den Anfang bilden Projekte wie das Kompetenzzentrum Kommunale Wärmewende und das CoLab-KWP, bei dem aus dem Netzwerk heraus Wissen angehäuft wird, um gemeinsam Lösungsstrategien zu finden.

Keynote von Christian Bjerrum Jørgensen | Botschaftsrat für Energie, Königliche Dänische Botschaft in Berlin