Mit der Wärmewende steht Deutschland vor den größten infrastrukturellen Erneuerungen der letzten Jahrzehnte. Es geht um etwa 10.700 Wärmewenden, die kommunal gestemmt werden müssen. Das strategische Planungsinstrument dafür ist die Kommunale Wärmeplanung (KWP).
Informieren Sie sich auf unseren Seiten über die konkreten Prozessschritte, erhalten Sie weiterführendes Wissen zu Rahmenbedingungen, Organisation und Akteursbeteiligung, um die KWP ziel- und gemeinwohlorientiert in Ihrer Gemeinde anzugehen.
Status Quo KWP: Wie ist der Stand der Kommunalen Wärmeplanung in den Kommunen?
Wie steht es eigentlich um die Kommunale Wärmeplanung (KWP) in den deutschen Städten, Gemeinden und Landkreisen? Wie ist die aktuelle Lage, was für Fragen stellen sich und welche Herausforderungen gilt es zu bewältigen? Mit der Kommunenbefragung 2022 hat das KWW einen ersten Stand zur KWP in Deutschland ermittelt. Eine erneute Befragung ist für Oktober 2023 geplant.
Die Ergebnisse der Umfrage finden Sie im Folgenden sowie inklusive grafischer Darstellung auch zum Download in der Infothek.
Insgesamt haben sich 447 Gemeinden und Städte sowie 45 Landkreise und Gemeindeverbünde an der Befragung beteiligt. Die Gemeinden bilden insgesamt 22,8 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner ab. 86 % von ihnen haben unter 50.000 Einwohnerinnen und Einwohner – am häufigsten haben Gemeinden mit 10.000 bis 20.000 Einwohnerinnen und Einwohnern an der Umfrage teilgenommen.
Zum Zeitpunkt der Umfrage hatten drei Bundesländer die Verpflichtung zur KWP bereits eingeführt. Fast die Hälfte (41 %) der teilnehmenden Kommunen hat angegeben, zum Zeitpunkt der Umfrage bereits mit der KWP begonnen zu haben.
24 % von ihnen waren zum Zeitpunkt der Umfrage durch ihr Bundesland zur Durchführung verpflichtet (Baden-Württemberg, Hamburg und Schleswig-Holstein).
31 % der Kommunen ohne gesetzliche Verpflichtung durch ihre Bundesländer hatten zum Zeitpunkt der Umfrage zumindest einen Auftakt oder Beschluss zur Transformation der Wärmeversorgung.
Mit 69 % der Teilnehmenden hat der Großteil der Kommunen noch nicht mit der Wärmeplanung begonnen.
Da die Kommunale Wärmeplanung mehrere Bereiche einer Kommune überspannt, liegt es im Ermessen der jeweiligen Kommune, wo diese angesiedelt wird. In der Umfrage zeigt sich die Verortung der Kommunalen Wärmeplanung innerhalb einer Gemeinde oder Kommune als sehr divers, d. h. es gibt nicht den einen klar vorgesehenen Zuständigkeitsbereich für die Durchführung einer KWP. Überwiegend wird die KWP aber im Rahmen des Klimaschutzprogramms bearbeitet oder in der Stadtentwicklung/Stadtplanung einer Kommune verankert. Bemerkenswert ist, dass 32 % der teilnehmenden Gemeinden der KWP einen besonderen Schwerpunkt in der kommunalen Arbeit erteilen.
Ähnlich wie mit der Verortung verhält es sich mit der Steuerungsverantwortung der KWP als Mulitakteursprozess: Die Umfrage ergab, dass die federführenden Akteure im Kontext der Wärmeplanung aus kommunaler Sicht überwiegend
die Fachbereiche/Ämter der Kommune (69 % der Teilnehmenden),
die Leitungsebene der Kommune (57 %) sowie mit etwas Abstand
die Stadtwerke/EVU (31 %) sind.
Von großer Bedeutung für die Entwicklung passgenauer Beratungsmaterialien zur Kommunalen Wärmeplanung ist der aktuelle Wissenstand in den Kommunen. In welchem Bereich liegen bereits ausreichend Informationen vor? Wo bestehen noch Wissensdefizite?
In der Umfrage wird der Wissensstand in der Verwaltung über die Kommunale Wärmeplanung insgesamt von mehr als der Hälfte (53 %) der Teilnehmenden als gering und eher gering eingeschätzt. 24 % liegen im mittleren Bereich, 17 % schätzen ihr Wissen als hoch und eher hoch ein. Bei einer differenzierten Betrachtung der Antworten nach Gemeinden mit einer Verpflichtung zur KWP im Bundesland stellt sich der Wissenstand in den Kommunen wie folgt dar:
In 41 % der Gemeinden wird das Wissen als gering oder eher gering eingeschätzt,
25 % bewerten es als umfassend oder eher umfassend.
56 % der Kommunen aus Bundesländern ohne gesetzliche Regelungen zur Wärmeplanung geben hingegen an, dass der Wissenstand gering oder eher gering ist.
Nur 13 % bewerten das Wissen als umfassend oder eher umfassend.
Welche Wissensbereiche sind relevant? Wo gibt es Lücken? Kann der Zugang zu relevanten Informationen sichergestellt werden?
Die Hälfte der Teilnehmenden hat fünf oder mehr Bereiche identifiziert, die zwar von besonderem Interesse sind, wo aber nach eigener Einschätzung noch wenig bis kein Zugang zu relevanten Informationen besteht, darunter Grundlagen zur KWP, rechtliche Rahmenbedingungen, Prozesssteuerung, Akteursbeteiligung, Technologien, Standards zu technischen Parametern, Dienstleistungsangebote und Datenschutz. Für Kommunen, die zum Zeitpunkt der Umfrage nicht zur KWP verpflichtet waren, zeigt sich ein besonderes Interesse und Informationsdefizit in Bezug auf die frühe Phase der KWP (erste Schritte, Grundlagen, rechtliche Rahmenbedingungen).
In Kommunen aus Bundesländern mit einer bestehenden gesetzlichen Verpflichtung zur KWP besteht der Informationsbedarf besonders bei der Fragestellung, wie Stakeholder und Bürgerinnen und Bürger beteiligt und im Prozess eingebunden werden können.
Die KWP ist für viele Kommunen eine Mammutaufgabe, die auf den ersten Blick schwer zu bewältigen scheint. Dies zeigt sich auch in der Umfrage: Alle acht abgefragten Herausforderungen, darunter
Festlegung und Umsetzung geeigneter Maßnahmen,
Organisation und Verantwortung in der Verwaltung,
Zugang zu Daten,
Akteursbeteiligung, Identifizierung und Implementierung neuer Geschäftsmodelle,
Know-How zu neuen Technologien,
aktuelle und zukünftige Potenziale für neue Wärme erkennen,
Darstellung des Zukunfts- und Zielszenarios
werden von über der Hälfte der teilnehmenden Kommunen als hoch oder eher hoch eingeschätzt. Besonders die Festlegung und Umsetzung geeigneter Maßnahmen sowie die Organisation und Verantwortlichkeit innerhalb der Verwaltung werden als große Hürde betrachtet.
Zwischen Kommunen mit und ohne bestehender Verpflichtung zur KWP sind bezüglich der EInschätzung der Herausforderungen keine größeren Unterschiede erkennbar. Ebenso verhält es sich zwischen Kommunen, die bereits mit der KWP begonnen haben und jenen, die noch nicht gestartet sind.
Die Wärmewende ist eine so umfassende Transformationsaufgabe, dass es von hoher Wichtigkeit ist, verschiedene Perspektiven miteinzubeziehen und offen für Erfahrungswerte und Sichtweisen zu sein. Von besonders hohem Interesse unter den Kommunen ist der fachliche Austausch mit Energieversorgungsunternehmen bzw. Stadtwerken, Planungsbüros und Landesenergieagenturen. Aber auch mit Förderinstituten, Fachnetzwerken, bundesweiten Kompetenzstellen und regionalen Planungsgemeinschaften und -verbänden ist die Schaffung eines Austausches erwünscht.
Weitere Informationen
Die Ergebnisse der Kommunenbefragung 2022 zum Download
Vor dem Start in die Kommunale Wärmeplanung stellen sich viele große Fragen. Unser Factsheet gibt einen Überblick und bringt die Antworten rund um Akteursbeteiligung, Dauer, Finanzierung und Durchführung der Wärmeplanung auf den Punkt.
Umfangreiche und detaillierte Antworten auf die wichtigsten Fragen in der Kommunalen Wärmeplanung: Von der Bedeutung der KWP über die Beteiligung von Akteuren und Gemeinden bis hin zur Finanzierung und zahlreichen Literaturhinweisen.
Im Prozess der KWP erstellen Sie Ihren kommunalen Wärmeplan. Es ist ein rollierender
Prozess, den Sie regelmäßig aktualisieren und fortschreiben – bis die Dekarbonisierung
der Wärme in Ihrer Kommune erreicht ist. Das Factsheet erklärt Schritt für Schritt den KWP-Prozess.