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Daten in der Kommunalen Wärmeplanung

Für eine erfolgreiche Kommunale Wärmeplanung (KWP) ist das Sammeln, Organisieren und Auswerten von Daten essenziell. Auf dieser Seite wird der KWP-Prozess mit Blick auf die Datenerhebung und -verarbeitung beleuchtet.

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Die Datenorganisation in den Phasen der KWP

© dena/KWW

Relevante Daten und Datenquellen

In den einzelnen Phasen der Kommunalen Wärmeplanung (KWP) werden eine Vielzahl von Daten relevant (siehe Grafik).

Erfahren Sie mehr über:

Eignungsprüfung: Informationsgrundlage

Laut dem Gesetz für die Wärmeplanung und zur Dekarbonisierung der Wärmenetze (WPG) kann die Eignungsprüfung ohne zusätzliche Datenerhebung anhand bereits vorliegender Informationen zu Siedlungsstruktur, industrieller Struktur, Abwärmepotenzialen, Lage der Energieinfrastrukturen und Bedarfsabschätzungen erfolgen. Die Ermächtigung zur Datenerhebung für die Wärmeplanung nach § 10 WPG bezieht sich zudem nur auf die Bedarfs- und Potenzialanalyse und nicht auf die Eignungsprüfung. In der Praxis ist fraglich, ob die vorhandenen Daten genügen, um belastbare Aussagen über die Eignung von Gebieten für die zentrale Wärmeversorgung zu treffen.

Die folgende Übersicht aus dem Leitfaden Wärmeplanung (Tabelle 1, S. 27) zeigt mögliche Informationen als Grundlage für die Eignungsprüfung:

Thema/Information

Ideale Datengrundlage

Alternative Datenquellen

Einsatzzweck

Siedlungsstruktur

Gebäudedaten und/oder digitale Flurkarten, Flächennutzungsplan

Luftbilder oder Open-StreetMap bzw. ähnliche öffentlich zugängliche Geodaten

Unterteilung des kommunalen Gebiets in Teilgebiete, Identifikation von Wohngebieten, Gewerbegebieten etc.

Bestehende Wärmeversorgungs-infrastrukturen (vorhandenes Gas- und/oder Wärmenetz)

Pläne zu bestehender Versorgungsinfrastruktur

grobe Übersicht, ob Versorgungsinfrastruktur in Straßenzug oder Teilgebiet liegt, Gespräche mit Versorgern

Identifikation von Gebieten ohne bestehende Gas- und Wärmeinfrastruktur

Neubaugebiete bzw. grobe Verteilung der Baualtersklassen

Karten mit Alter der Bebauungspläne, Gebiete mit klimaschutzrelevanten Auflagen (z. B. über städtebauliche Verträge)

Gespräch mit Stadtplanung zu Stadtentwicklung und Bebauungsstruktur

Ableitung von Gebieten mit bereits hohen erneuerbaren Wärmeversorgungsanteilen, Ableitung von Baualtersklassen und ggf. Gebieten mit hohen Gebäudeeffizienzpotenzialen

Industriebetriebe, Ankerkunden und Schlüsselakteure

Gebäudedaten aus dem kommunalen Energiemanagement zu öffentlichen Gebäuden

Luftbilder oder Open-StreetMap bzw. ähnliche öffentlich zugängliche Geodaten zur Identifikation von Industriegebieten

Prüfung von möglichen größeren gewerblichen Abnehmern, größeren Wohngebäudekomplexen oder größeren öffentlichen Liegenschaften

Potenziale erneuerbarer Energien/unvermeidbarer Abwärme für Wärmenetze

Flurkarten, Flächennutzungspläne sowie OpenStreetMap oder ähnliche öffentlich zugängliche Geodaten

 

zur Lokalisierung von Kläranlagen, Gewässern, Flächen (Sportplätzen, Freiflächen etc.) und Abwärmepotenzialen aus Industrie, GHD und MVA

Wärmedichte und Wärmenetzeignung

frei verfügbare Wärmedichtekarten mit Wärmedichten oder anderen geeigneten Indikatoren

siehe oben: Siedlungsstruktur, im besten Fall Satellitenkarten zur Abgrenzung von Gebäudetypen

Prüfung, ob aufgrund der geringen Wärmedichte der wirtschaftliche Betrieb von Wärmenetzen ausgeschlossen werden kann

 

Bestehende vollständige oder nahezu vollständige Wärmeversorgung auf Basis erneuerbarer Energien

Informationen zum Anteil erneuerbarer Energien und unvermeidbarer Abwärme in einem Wärmenetz, z. B. über die Primärenergiefaktorenbescheinigung

Gespräch mit Wärmeversorger

Identifikation von Gebieten mit hohen Anteilen bereits zielkonformer Versorgung durch Wärmenetze

Bestandsanalyse: Relevante Daten und Datenquellen

Bestandsdaten beschreiben den aktuellen Zustand und die vorhandenen Gegebenheiten in einer Gemeinde. Dazu gehören Informationen über den bestehenden Wärmebedarf, die vorhandene Infrastruktur, die Art der genutzten Energieträger und die baulichen Gegebenheiten. Sie dienen als Grundlage für die Analyse und Planung. Die Übersicht zur Vorgehensweise in der Bestandsanalyse finden Sie im Leitfaden Wärmeplanung (Abb. 11, S. 38).

Der KWW-Datenkompass bietet viele Hinweise und Links, wo Bestandsdaten gefunden werden können.

Die folgende Übersicht aus dem Leitfaden Wärmeplanung (Tabelle 5, S. 39/40) zeigt Daten, Datenquellen und Rahmenbedingungen auf, die für die Bestandsanalyse relevant sind.

Beschreibung

Datenlieferant

Details

Verbrauchsdaten für Gas und Wärme

Netzbetreiber der lokalen Gasversorgung, Betreiber eines Wärmenetzes

Für Einfamilienhäuser sind diese Daten aggregiert zu erheben, damit kein Personenbezug möglich ist. Eine Möglichkeit ist die Aggregation der Daten von mindestens fünf benachbarten Hausnummern. Andere Verfahren zur Aggregation sind aber auch möglich.

Art und thermische Leistung des Wärmeerzeugers, eingesetzter Energieträger

Bezirksschornsteinfeger

Die Daten umfassen thermische Leistungen bis 1 MW und somit teilweise nicht die Informationen von großen Gebäuden und Prozessen im gewerblichen oder industriellen Bereich. Eine Aggregation für drei Hausnummern ist bei EFH erforderlich, um einen Personenbezug auszuschließen.

Daten zu Lage, Nutzung, Nutzfläche und Baujahr von Gebäuden

Verschiedene Stellen innerhalb der Verwaltung

Eine Aggregation bei Einfamilienhäusern ist erforderlich, sofern die Daten neu erhoben werden.

Verbrauchsdaten für Prozesswärme, eingesetzte Energieträger

industrielle, gewerbliche und sonstige Unternehmen

Liegenschaftsbezogene Daten, mindestens unter Angabe zu Verbrauchsgrößenordnungen

Informationen zu bereits bestehenden, konkret geplanten oder genehmigten Wärmenetzen

Betreiber des Wärmenetzes

Erhoben werden können Informationen zum Wärmenetz (Lage, Art, Jahr der Inbetriebnahme, gesamte Wärmenachfrage, gesamte Anschlussleistung, Auslastung bei Spitzenlast, Vor- und Rücklauftemperaturen, gesamte Trassenläge, Gesamtzahl der Anschlüsse und Höhe der Verteilverluste) und zu den Wärmeer-zeugern (Lage, Art, Energieträger, thermische Leistung, eingespeiste Wärmemengen der letzten drei Jahre, vorliegende Transformationspläne).

Informationen zu bereits bestehenden, konkret geplanten oder genehmigten Gasnetzen

Gasnetzbetreiber

Erhoben werden können Informationen zur Lage, Art (Methan, Wasserstoff), Jahr der Inbetriebnahme (straßenbezogen), nach Druckebenen sortierte Summe der Anschlussleistung, zur Trassenläge und zur Gesamtzahl der Anschlüsse sowie zur Auslastung bei Spitzenlast.

Informationen zu bereits bestehenden, konkret geplanten oder genehmigten Stromnetzen auf Hoch- und Mittelspannungsebene einschl. Umspannstationen (auf Mittel- und Niederspannung)

Stromnetzbetreiber

Lage, Höhe der freien Netzanschlusskapazität, voraussichtlicher Zeitpunkt der Inbetriebnahme bei genehmigten Vorhaben

Informationen zu geplanten Optimierungs-, Verstärkungs-, Erneuerungs- und Ausbaumaßnahmen im Niederspannungsnetz

Stromnetzbetreiber

 

Informationen zu Kläranlagen

Institutionen der Abwasserentsorgung

Mindestens Informationen zu Kapazitäten und Einwohnergleichwerten

Informationen zu Abwassernetzen ab DN 800

Institutionen der Abwasserentsorgung

Lage, Nennweite, Jahr der Inbetriebnahme, Trockenwetterabfluss

Wirksame Flächennutzungs- und Bauleitpläne, städtebauliche Planungen, bestehende Gebietseinteilungen

Stadtverwaltung

 

Potenzialanalyse: Relevante Daten und Datenquellen

In der Potenzialanalyse werden die verfügbaren Ressourcen und Möglichkeiten zur Wärmeversorgung im beplanten Gebiet erhoben. Dazu zählen Informationen über erneuerbare Energiequellen (wie Solarthermie, Biomasse oder Geothermie), die nach § 3 WPG genutzt werden könnten, um den Wärmebedarf zu decken. Diese Daten helfen dabei, erste Abschätzungen der Wärmeertragsmengen zu erstellen und die zeitliche Verfügbarkeit der Wärmequellen in Verhältnis mit der Wärmenachfrage zu setzen. Außerdem kann auf Grundlage des in der Bestandsanalyse ermittelten Wärmebedarfs das Potenzial zur Energieeinsparung durch Wärmebedarfsreduktion abgeschätzt werden.

Beispiele für Datenquellen zur Ermittlng der Potenziale: 

  • regionale Erhebungen der einzelnen Potenziale (eine Übersicht relevanter Datenquellen für die Potenzialanalyse befindet sich im Leitfaden Wärmeplanung ab S. 116) 
  • verfügbare Flächen für Solarthermie oder Photovoltaik (zum Beispiel Dachflächen, Freiflächen) 
  • Potenzial für Biomasse-Nutzung (zum Beispiel landwirtschaftliche Abfälle, Holzvorräte) 
  • geothermische Potenziale (zum Beispiel Temperaturprofile und Bohrdaten; bundesweite Potenziale finden Sie im Geothermischen Informationssystem
  • Möglichkeiten zur Abwärmenutzung aus Industrieprozessen (bundesweite Abwärmedaten von Unternehmen mit einem Gesamtenergieverbrauch von über 2,5 GWh finden Sie auf der Plattform für Abwärme; bundeslandspezifische Hinweise zu der Ermittlung der Potenziale von industrieller Abwärme und Abwasserwärme finden Sie im KWW-Datenkompass)  
  • Potenzial für Nahwärmenetze (zum Beispiel Verfügbarkeit von Wärmequellen und -verbrauchern) 
  • Daten zu Wind- und Wasserkraft (können relevant sein, um den erhöhten Strombedarf aufgrund einer strombasierten Wärmeversorgung, zum Beispiel durch Wärmepumpen, zu decken

KWW-Spezial: Daten zusammenführen und visualisieren – von den Eingangsdaten zur Entscheidungsgrundlage

Die Kommunale Wärmeplanung ist ein strategisches Planungs- und Koordinierungsinstrument. Damit bereiten Kommunen künftige Umsetzungen vor und müssen – insbesondere in der Bestands- und Potentialanalyse – auf eine Vielzahl von Daten zurückgreifen. In diesem KWW-Spezial stand ebenso die Nutzung von Daten für die Kommunale Wärmeplanung im Fokus.