Daten in der Kommunalen Wärmeplanung
Für eine erfolgreiche Kommunale Wärmeplanung (KWP) ist das Sammeln, Organisieren und Auswerten von Daten essenziell. Auf dieser Seite wird der KWP-Prozess mit Blick auf die Datenerhebung und -verarbeitung beleuchtet.

Die Datenorganisation in den Phasen der KWP
In der Vorbereitung erschließt sich die planungsverantwortliche Stelle (PVS) unter anderem, wer im Prozess der Kommunalen Wärmeplanung (KWP) zu beteiligen ist und warum. Dabei ergibt sich auch, welche Daten und Informationen von den Akteursgruppen überliefert werden können bzw. müssen. Eine gründliche Analyse der relevanten Akteure ist unerlässlich, um alle relevanten Datenquellen zu identifizieren und somit die auskunftspflichtigen Datenlieferanten in die Planung frühzeitig einzubeziehen.
Mehr über die relevanten Akteure in der Datenbeschaffung lesen Sie hier.
Zur Akteursbeteiligung sowie zur Akteursanalyse finden Sie hier weitere Informationen.
Die Eignungsprüfung ist der Bestandsanalyse vorgelagert und prüft die Gebietseignung für die Versorgung durch Wärme- oder Wasserstoffnetze. Die Eignungsprüfung und die resultierende Ausweisung der Teilgebiete für eine verkürzte Wärmeplanung zielen somit unter anderem darauf ab, den Analyseaufwand sowie bestimmte Datenerhebungen zu reduzieren. Auf welcher Datengrundlage die Eignungsprüfung erfolgt, haben wir hier beantwortet.
Die Bestandsanalyse umfasst die Erhebung und Aufbereitung von bestehenden Daten und Informationen sowie das Zusammenfügen mit georeferenzierten Daten. Dies dient dazu, den Status quo der Wärmeversorgung (Wärmemengen und Art der Energieträger) für die Wärmeplanung hinreichend genau zu ermitteln, sodass die Ergebnisse der Bestandsanalyse die Grundlage für das Zielszenario sowie die Einteilung des beplanten Gebiets in voraussichtliche Wärmeversorgungsgebiete bilden kann (Leitfaden Wärmeplanung, S. 37).
Mehr zur Bestandsanalyse lesen Sie hier. Konkrete Informationen zur Datenverarbeitung im Rahmen der Bestands- und Potenzialanalyse finden Sie im Leitfaden Wärmeplanung (ab S. 32).
In der Potenzialanalyse werden die vorhandenen Potenziale für das beplante Gebiet systematisch ermittelt und analysiert. Diese umfassen Potenziale zur Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Energien, zur Nutzung unvermeidbarer Abwärme und zur zentralen Wärmespeicherung sowie Energieeinsparung durch die Wärmebedarfsreduktion.
Mehr zur Potenzialanalyse finden Sie hier. Konkrete Informationen zur Datenverarbeitung im Rahmen der Bestands- und Potenzialanalyse finden Sie im Leitfaden Wärmeplanung (ab S. 32).
Für die Entwicklung des Zielszenarios werden die Ergebnisse der Eignungsprüfung und der Bestands- und Potenzialanalyse genutzt, um verschiedene zielkonforme (Erreichung der Klimaneutralität spätestens bis 2045) Szenarien zu entwerfen und zu bewerten. Diese Szenarien helfen dabei, fundierte Entscheidungen zu treffen und die zukünftige Ausrichtung der Wärmeplanung zu bestimmen, um schlussendlich das Zielszenario festzulegen. Das Zielszenario muss in Einklang mit der Gebietseinteilung und der Darstellung der Wärmeversorgungsarten für das Zieljahr sein.
Mehr zur Entwicklung des Zielszenarios finden Sie hier. Mehr Informationen dazu finden Sie außerdem im Leitfaden Wärmeplanung ab S. 75.
In der Umsetzungsstrategie wird dargestellt, wie das Zielszenario erreicht werden kann. Dafür sollen die Potenziale, die in der Potenzialanalyse ermittelt wurden, gehoben werden, um vom Status quo (laut Bestandsanalyse) zur klimaneutralen Wärmeversorgung zu kommen. Durch die Formulierung eines konkreten Zeitplans sowie konkreter Maßnahmen und Meilensteine wird die fristgerechte Zielerreichung sichergestellt. Die Maßnahmen werden im anschließenden Prozess umgesetzt und evaluiert.
Mehr Informationen zur Umsetzungsstrategie gibt es im Leitfaden Wärmeplanung ab Seite 98.

Relevante Daten und Datenquellen
In den einzelnen Phasen der Kommunalen Wärmeplanung (KWP) werden eine Vielzahl von Daten relevant (siehe Grafik).
Erfahren Sie mehr über:
- relevante Daten in der Eignungsprüfung
- relevante Daten in der Bestandsanalyse
- relevante Daten in der Potenzialanalyse
Eignungsprüfung: Informationsgrundlage
Laut dem Gesetz für die Wärmeplanung und zur Dekarbonisierung der Wärmenetze (WPG) kann die Eignungsprüfung ohne zusätzliche Datenerhebung anhand bereits vorliegender Informationen zu Siedlungsstruktur, industrieller Struktur, Abwärmepotenzialen, Lage der Energieinfrastrukturen und Bedarfsabschätzungen erfolgen. Die Ermächtigung zur Datenerhebung für die Wärmeplanung nach § 10 WPG bezieht sich zudem nur auf die Bedarfs- und Potenzialanalyse und nicht auf die Eignungsprüfung. In der Praxis ist fraglich, ob die vorhandenen Daten genügen, um belastbare Aussagen über die Eignung von Gebieten für die zentrale Wärmeversorgung zu treffen.
Die folgende Übersicht aus dem Leitfaden Wärmeplanung (Tabelle 1, S. 27) zeigt mögliche Informationen als Grundlage für die Eignungsprüfung:
Thema/Information | Ideale Datengrundlage | Alternative Datenquellen | Einsatzzweck |
Siedlungsstruktur | Gebäudedaten und/oder digitale Flurkarten, Flächennutzungsplan | Luftbilder oder Open-StreetMap bzw. ähnliche öffentlich zugängliche Geodaten | Unterteilung des kommunalen Gebiets in Teilgebiete, Identifikation von Wohngebieten, Gewerbegebieten etc. |
Bestehende Wärmeversorgungs-infrastrukturen (vorhandenes Gas- und/oder Wärmenetz) | Pläne zu bestehender Versorgungsinfrastruktur | grobe Übersicht, ob Versorgungsinfrastruktur in Straßenzug oder Teilgebiet liegt, Gespräche mit Versorgern | Identifikation von Gebieten ohne bestehende Gas- und Wärmeinfrastruktur |
Neubaugebiete bzw. grobe Verteilung der Baualtersklassen | Karten mit Alter der Bebauungspläne, Gebiete mit klimaschutzrelevanten Auflagen (z. B. über städtebauliche Verträge) | Gespräch mit Stadtplanung zu Stadtentwicklung und Bebauungsstruktur | Ableitung von Gebieten mit bereits hohen erneuerbaren Wärmeversorgungsanteilen, Ableitung von Baualtersklassen und ggf. Gebieten mit hohen Gebäudeeffizienzpotenzialen |
Industriebetriebe, Ankerkunden und Schlüsselakteure | Gebäudedaten aus dem kommunalen Energiemanagement zu öffentlichen Gebäuden | Luftbilder oder Open-StreetMap bzw. ähnliche öffentlich zugängliche Geodaten zur Identifikation von Industriegebieten | Prüfung von möglichen größeren gewerblichen Abnehmern, größeren Wohngebäudekomplexen oder größeren öffentlichen Liegenschaften |
Potenziale erneuerbarer Energien/unvermeidbarer Abwärme für Wärmenetze | Flurkarten, Flächennutzungspläne sowie OpenStreetMap oder ähnliche öffentlich zugängliche Geodaten |
| zur Lokalisierung von Kläranlagen, Gewässern, Flächen (Sportplätzen, Freiflächen etc.) und Abwärmepotenzialen aus Industrie, GHD und MVA |
Wärmedichte und Wärmenetzeignung | frei verfügbare Wärmedichtekarten mit Wärmedichten oder anderen geeigneten Indikatoren | siehe oben: Siedlungsstruktur, im besten Fall Satellitenkarten zur Abgrenzung von Gebäudetypen | Prüfung, ob aufgrund der geringen Wärmedichte der wirtschaftliche Betrieb von Wärmenetzen ausgeschlossen werden kann
|
Bestehende vollständige oder nahezu vollständige Wärmeversorgung auf Basis erneuerbarer Energien | Informationen zum Anteil erneuerbarer Energien und unvermeidbarer Abwärme in einem Wärmenetz, z. B. über die Primärenergiefaktorenbescheinigung | Gespräch mit Wärmeversorger | Identifikation von Gebieten mit hohen Anteilen bereits zielkonformer Versorgung durch Wärmenetze |
Bestandsanalyse: Relevante Daten und Datenquellen
Bestandsdaten beschreiben den aktuellen Zustand und die vorhandenen Gegebenheiten in einer Gemeinde. Dazu gehören Informationen über den bestehenden Wärmebedarf, die vorhandene Infrastruktur, die Art der genutzten Energieträger und die baulichen Gegebenheiten. Sie dienen als Grundlage für die Analyse und Planung. Die Übersicht zur Vorgehensweise in der Bestandsanalyse finden Sie im Leitfaden Wärmeplanung (Abb. 11, S. 38).
Der KWW-Datenkompass bietet viele Hinweise und Links, wo Bestandsdaten gefunden werden können.
Die folgende Übersicht aus dem Leitfaden Wärmeplanung (Tabelle 5, S. 39/40) zeigt Daten, Datenquellen und Rahmenbedingungen auf, die für die Bestandsanalyse relevant sind.
Beschreibung | Datenlieferant | Details |
Verbrauchsdaten für Gas und Wärme | Netzbetreiber der lokalen Gasversorgung, Betreiber eines Wärmenetzes | Für Einfamilienhäuser sind diese Daten aggregiert zu erheben, damit kein Personenbezug möglich ist. Eine Möglichkeit ist die Aggregation der Daten von mindestens fünf benachbarten Hausnummern. Andere Verfahren zur Aggregation sind aber auch möglich. |
Art und thermische Leistung des Wärmeerzeugers, eingesetzter Energieträger | Bezirksschornsteinfeger | Die Daten umfassen thermische Leistungen bis 1 MW und somit teilweise nicht die Informationen von großen Gebäuden und Prozessen im gewerblichen oder industriellen Bereich. Eine Aggregation für drei Hausnummern ist bei EFH erforderlich, um einen Personenbezug auszuschließen. |
Daten zu Lage, Nutzung, Nutzfläche und Baujahr von Gebäuden | Verschiedene Stellen innerhalb der Verwaltung | Eine Aggregation bei Einfamilienhäusern ist erforderlich, sofern die Daten neu erhoben werden. |
Verbrauchsdaten für Prozesswärme, eingesetzte Energieträger | industrielle, gewerbliche und sonstige Unternehmen | Liegenschaftsbezogene Daten, mindestens unter Angabe zu Verbrauchsgrößenordnungen |
Informationen zu bereits bestehenden, konkret geplanten oder genehmigten Wärmenetzen | Betreiber des Wärmenetzes | Erhoben werden können Informationen zum Wärmenetz (Lage, Art, Jahr der Inbetriebnahme, gesamte Wärmenachfrage, gesamte Anschlussleistung, Auslastung bei Spitzenlast, Vor- und Rücklauftemperaturen, gesamte Trassenläge, Gesamtzahl der Anschlüsse und Höhe der Verteilverluste) und zu den Wärmeer-zeugern (Lage, Art, Energieträger, thermische Leistung, eingespeiste Wärmemengen der letzten drei Jahre, vorliegende Transformationspläne). |
Informationen zu bereits bestehenden, konkret geplanten oder genehmigten Gasnetzen | Gasnetzbetreiber | Erhoben werden können Informationen zur Lage, Art (Methan, Wasserstoff), Jahr der Inbetriebnahme (straßenbezogen), nach Druckebenen sortierte Summe der Anschlussleistung, zur Trassenläge und zur Gesamtzahl der Anschlüsse sowie zur Auslastung bei Spitzenlast. |
Informationen zu bereits bestehenden, konkret geplanten oder genehmigten Stromnetzen auf Hoch- und Mittelspannungsebene einschl. Umspannstationen (auf Mittel- und Niederspannung) | Stromnetzbetreiber | Lage, Höhe der freien Netzanschlusskapazität, voraussichtlicher Zeitpunkt der Inbetriebnahme bei genehmigten Vorhaben |
Informationen zu geplanten Optimierungs-, Verstärkungs-, Erneuerungs- und Ausbaumaßnahmen im Niederspannungsnetz | Stromnetzbetreiber | |
Informationen zu Kläranlagen | Institutionen der Abwasserentsorgung | Mindestens Informationen zu Kapazitäten und Einwohnergleichwerten |
Informationen zu Abwassernetzen ab DN 800 | Institutionen der Abwasserentsorgung | Lage, Nennweite, Jahr der Inbetriebnahme, Trockenwetterabfluss |
Wirksame Flächennutzungs- und Bauleitpläne, städtebauliche Planungen, bestehende Gebietseinteilungen | Stadtverwaltung |
Potenzialanalyse: Relevante Daten und Datenquellen
In der Potenzialanalyse werden die verfügbaren Ressourcen und Möglichkeiten zur Wärmeversorgung im beplanten Gebiet erhoben. Dazu zählen Informationen über erneuerbare Energiequellen (wie Solarthermie, Biomasse oder Geothermie), die nach § 3 WPG genutzt werden könnten, um den Wärmebedarf zu decken. Diese Daten helfen dabei, erste Abschätzungen der Wärmeertragsmengen zu erstellen und die zeitliche Verfügbarkeit der Wärmequellen in Verhältnis mit der Wärmenachfrage zu setzen. Außerdem kann auf Grundlage des in der Bestandsanalyse ermittelten Wärmebedarfs das Potenzial zur Energieeinsparung durch Wärmebedarfsreduktion abgeschätzt werden.
Beispiele für Datenquellen zur Ermittlng der Potenziale:
- regionale Erhebungen der einzelnen Potenziale (eine Übersicht relevanter Datenquellen für die Potenzialanalyse befindet sich im Leitfaden Wärmeplanung ab S. 116)
- verfügbare Flächen für Solarthermie oder Photovoltaik (zum Beispiel Dachflächen, Freiflächen)
- Potenzial für Biomasse-Nutzung (zum Beispiel landwirtschaftliche Abfälle, Holzvorräte)
- geothermische Potenziale (zum Beispiel Temperaturprofile und Bohrdaten; bundesweite Potenziale finden Sie im Geothermischen Informationssystem)
- Möglichkeiten zur Abwärmenutzung aus Industrieprozessen (bundesweite Abwärmedaten von Unternehmen mit einem Gesamtenergieverbrauch von über 2,5 GWh finden Sie auf der Plattform für Abwärme; bundeslandspezifische Hinweise zu der Ermittlung der Potenziale von industrieller Abwärme und Abwasserwärme finden Sie im KWW-Datenkompass)
- Potenzial für Nahwärmenetze (zum Beispiel Verfügbarkeit von Wärmequellen und -verbrauchern)
- Daten zu Wind- und Wasserkraft (können relevant sein, um den erhöhten Strombedarf aufgrund einer strombasierten Wärmeversorgung, zum Beispiel durch Wärmepumpen, zu decken
KWW-Spezial: Daten zusammenführen und visualisieren – von den Eingangsdaten zur Entscheidungsgrundlage
Die Kommunale Wärmeplanung ist ein strategisches Planungs- und Koordinierungsinstrument. Damit bereiten Kommunen künftige Umsetzungen vor und müssen – insbesondere in der Bestands- und Potentialanalyse – auf eine Vielzahl von Daten zurückgreifen. In diesem KWW-Spezial stand ebenso die Nutzung von Daten für die Kommunale Wärmeplanung im Fokus.